Judo
(Japanisch:
sanfter Weg), aus Japan stammende Kampfsportart, die vom Jiu-Jitsu abgeleitet
wurde. Die Wettkämpfe finden auf einer quadratischen Kampffläche
statt, umgeben von einer Sicherheitszone. Ein Judokampf wird geleitet
von einem Kampfrichter auf der Matte und zwei Außenrichtern, die
an zwei gegenüberliegenden Mattenecken sitzen. Der Kampf muss innerhalb
der Begrenzungslinien stattfinden, d.h., es werden nur Techniken gewertet,
die innerhalb der Kampffläche angesetzt werden.
Die
Judoka (Judokämpfer) tragen einen Judogi, einen weißen Judoanzug,
dessen Jacke aus besonders starkem Leinen oder Baumwollstoff hergestellt
wird. Die Jacke wird von einem Gürtel zusammengehalten, der zweimal
um den Körper gewickelt und mit einem einfachen Knoten gebunden
wird. Vor dem Kampf stellen sich die Kämpfer im Abstand von vier
Metern gegenüber auf und verbeugen sich voreinander. Dies ist die
formelle und traditionelle Höflichkeitsbezeugung vor und nach jedem
Kampf. Der Kampf beginnt, wenn der Schiedsrichter Hajime (beginnt) ruft.
Das Ergebnis des Kampfes wird nach Wurftechniken (Nage-waza) und Grifftechniken
(Katame-waza) bewertet (auch eventuelle Verwarnungen wegen Regelverletzungen
werden berücksichtigt). Der Kampf endet, wenn die Kampfzeit abgelaufen
ist oder wenn ein Kämpfer Ippon (einen ganzen Punkt) erreicht.
Ist die volle Kampfzeit abgelaufen, gewinnt derjenige Kämpfer,
der die meisten Punkte erzielt hat. Ippon kann für einen gelungenen
Wurf oder für eine Grifftechnik (Armhebel oder Würgegriff)
gegeben werden (wenn der Gegner aufgibt oder wenn er 25 Sekunden lang
festgehalten wird). Ein Kämpfer, der einen Ippon nicht ganz erreicht,
kann einen Waza-Ari (halber Punkt) erhalten. Zwei Waza-Ari entsprechen
einem Ippon. Wenn ein Kämpfer nur einen Wazari erzielt, gegen ihn
aber ein schwerwiegendes Foul verübt wurde, kann er den Kampf trotzdem
direkt gewinnen. Eine Entscheidung kann auch durch einen Yuko oder ein
Koka herbeigeführt werden.
Regelverstöße werden wie folgt bestraft: (1)Shido, (2)Chui,
(3)Keikoku, (4)Hansoku-make - Disqualifikation. Zwei Chui ergeben einen
Keikoku. Erhält ein Kämpfer drei Verwarnungen, wird er disqualifiziert.
Wie bei anderen Kampfsportarten sind der Stil und die korrekte Ausführung
der Techniken wichtig. Der Kampfrichter nimmt dies in seine Wertung
mit auf. Wird ein Kampf nicht eindeutig nach Punkten gewonnen, kann
die Entscheidung auch aufgrund der Überlegenheit in Stil, Technik
oder Angriffslust fallen.
Die Kämpfer versuchen, an den Ärmeln oder am Saum des Judogi
des Gegners für den Griff einen sicheren Halt zu finden und ihn
aus dem Gleichgewicht zu bringen. Eines der Grundprinzipien ist Tskuri-komi,
d.h. den Gegner aus dem Gleichgewicht bringen, um ihn niederwerfen zu
können. Dies kommt besonders dann vor, wenn ein Kämpfer einen
Angriff unternimmt und der Gegner die Wucht dieses Angriffs nutzt, um
den Angreifer seinerseits aus dem Gleichgewicht zu bringen und zu Boden
zu werfen.
Gegentechniken sind sehr wichtig. Mit ihnen nutzt man den gegnerischen
Angriff für sich Diese Würfe und Haltetechniken heißen
Renraku-waza (Kombinationstechniken).
Einige Judoka spezialisieren sich auf Bodentechniken (Ne-waza). Dazu
gehören Würgegriffe, Haltegriffe und andere Techniken. Die
Kämpfer dürfen Bodentechniken anwenden, wenn der Angreifer
sofort in die Ne-waza übergeht, nachdem er seinen Gegner geworfen
hat, wenn ein Kämpfer fällt oder nachdem ein Würge- oder
Haltegriff im Stehen angewendet wurde.
All diese Begriffe stammen aus dem Japanischen. Von Kampfrichtern verwendete
grundlegende Anweisungen sind: Mate (Lösen), Sono-mama (Nicht bewegen/Liegen
bleiben; wird verwendet, wenn die Kämpfer die Matte verlassen haben
und zurückgezogen werden müssen), Yoshi (Kämpft/Weitermachen),
Jikan (Auszeit), Hantei (Beurteilung/Entscheidung; damit bittet der
Kampfrichter die Außenrichter um eine Entscheidung), Sore-made
(Das ist alles; Anordnung des Schiedsrichters, den Wettkampf zu beenden)
und Osae-komi (Halten; ein Ausruf des Schiedsrichters, wenn ein Judoka
seinen Gegner am Boden festhält).
Weitere
Informationen gibt es auch hier
und hier
Geschichte
Jigoro Kano, der Begründer des modernen Judo, hatte seine „Erfindung"
bereits im Alter von 20 Jahren abgeschlossen. Das erste Kodokan (Judo-Institut
in Tokio) gründete er 1882 in Shitaya. Kano wurde ein bekannter
Judolehrer. Seiner Philosophie nach sollte Judo gleichzeitig ein geistiges
und körperliches Training sein, das Geist und Körper in einen
Zustand der Harmonie und Ausgeglichenheit versetzt (ein Grundkonzept
der meisten Kampfsportarten). Kano führte das Prinzip des Tskuri-komi
(siehe oben) ein. Gegen Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts
hatte sich Judo in Japan durchgesetzt und fand dort sehr viele Anhänger.
Das japanische Ministerium für Erziehung führte Judo als offizielle
Sportart ein, und die Polizei nahm es in ihr Ausbildungsprogramm auf.
Die Pariser Polizei führte Judo 1905 ein. 1885 besuchte Kano England.
Wie später auch seine Schüler widmete er einen großen
Teil seines Lebens der Förderung des Judosportes. Der erste Verein
in Europa (Budokwai) wurde 1918 von Gunji Koizumi (1885-1965) in London
gegründet. Koizumi leistete einen erheblichen Beitrag zur Verbreitung
des Judo in England und in ganz Europa. Er unterrichtete selbst noch
im Alter von 80 Jahren am Tag vor seinem Tod. Der erste internationale
Wettkampf fand 1926 zwischen dem Budokwai und der deutschen Nationalmannschaft
statt. Dies hatte eine beträchtliche Wirkung, und in den Jahren
zwischen den Weltkriegen setzte sich Judo in Europa durch. Der Dachverband
des deutschen Judosportes ist der „Deutsche Judo-Bund" (DJB; gegründet
1956, Sitz in Frankfurt am Main). 1948 wurde die „Europäische Judo-Union"
mit Sitz in Ostermundingen (Schweiz) ins Leben gerufen. Die internationale
Dachorganisation ist die „International Judo Federation" (IJF; gegründet
1954 in Zürich, Sitz in Tokyo). 1951 fanden die ersten Europameisterschaften,
1956 die ersten Weltmeisterschaften statt.
1930 fanden in Japan die ersten nationalen Meisterschaften statt. Gegen
Anfang des 2. Weltkrieges war Judo zum japanischen Nationalsport geworden.
1949 wurde der japanische Judoverband gegründet. In Tokyo fanden
1956 die ersten Weltmeisterschaften statt, die seit 1965 alle zwei Jahre
abgehalten werden. Die ersten Weltmeisterschaften für Damen fanden
1980 statt, darin zeigte sich das deutlich gewachsene Interesse der
Frauen an dieser Sportart. Bei den Olympischen Spielen in Tokyo 1964
wurden erstmals auch Judowettbewerbe ausgetragen, ursprünglich
in drei Gewichtsklassen. Ab 1972 wurde Judo dauerhaft in das Programm
der Olympischen Spiele aufgenommen. Demonstrationswettbewerbe im Damenjudo
wurden 1988 in Seoul durchgeführt, und seit 1992 werden auch im
Damenjudo Medaillen vergeben. Bei den Herren gibt es folgende Gewichtsklassen:
Superleichtgewicht (bis 60 Kilogramm), Halbleichtgewicht (bis 66 Kilogramm),
Leichtgewicht (bis 73 Kilogramm), Halbmittelgewicht (bis 81 Kilogramm),
Mittelgewicht (bis 90 Kilogramm), Halbschwergewicht (bis 100 Kilogramm)
und Schwergewicht (über 100 Kilogramm). (Die so genannte Allkategorie
wird nur bei Europa- und Weltmeisterschaften ausgetragen. Von 1964 bis
1984 war diese Gewichtsklasse auch olympisch.) Bei den Frauen gibt es
die folgenden Gewichtsklassen: Superleichtgewicht (bis 48 Kilogramm),
Halbleichtgewicht (bis 52 Kilogramm), Leichtgewicht (bis 57 Kilogramm),
Halbmittelgewicht (bis 63 Kilogramm), Mittelgewicht (bis 70Kilogramm),
Halbschwergewicht (bis 78 Kilogramm) und Schwergewicht (über 78
Kilogramm). Bei olympischen Spielen und Weltmeisterschaften dominierten
früher eindeutig die Japaner. Mittlerweile konnten aber auch Sportler
aus westlichen Ländern und aus der ehemaligen UdSSR Erfolge bei
großen Wettkämpfen verzeichnen. Bei den Frauen hatten japanische
Judoka bei den Olympischen Spielen und bei Weltmeisterschaften nur geringen
Erfolg.
Weitere
Informationen zur Geschichte hier
Die
Judoka werden nach ihrem Kenntnisstand und ihrer Erfahrung in die Grade
Kyu (Schüler) und Dan (Meister) eingeteilt. Der höchstmögliche
Grad ist der 12. Dan, der nur Jigoro Kano, dem einzigen Shihan (Doktor),
verliehen wurde. Daneben wurde der rote Gurt für den 10. Dan bisher
an 13 Männer vergeben. Die Farbe des Gurtes ist vom ersten bis
zum fünften Dan schwarz, vom sechsten bis zum achten Dan rot-weiß,
vom neunten bis elften Dan rot, und der Gurt des zwölften Dan ist
weiß. Die Gürtelfarbe der Kyu-Grade sind in absteigender
Reihenfolge: 1. Kyu braun, 2. Kyu blau, 3. Kyu grün, 4. Kyu orange-grün,
5. Kyu orange und 6. Kyu gelb-orange, 7. Kyu gelb und 8. Kyu weiß-gelb.
In der Regel werden alle Grade durch Prüfungen erworben, in Ausnahmefällen
auch durch Kampferfolge.
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