(japanisch
Weg der leeren Hand"), waffenlose Art der
Selbstverteidigung, bei der man mit Händen
und Füßen Schlag-, Stoß- und Tritttechniken anwendet. Im Training sowie im
Wettkampf werden diese Techniken zwar mit maximaler Energie ausgeführt,
jedoch vor dem Auftreffen abgestoppt. Ziel ist es
auch, die Konzentrationsfähigkeit sowie allgemein die körperliche
und geistige Fitness zu erhöhen. Zum Karate gehören wie bei anderen
fernöstlichen Kampfkünsten auch die Aspekte Disziplin,
Respekt und Philosophie sowie die Entwicklung
der eigenen Persönlichkeit.
Karate verwendet für die Selbstverteidigung Stoßtechniken (Zuki Waza), Schlagtechniken (Uchi Waza), Tritt-Techniken (Geri Waza) und Abwehr-techniken (Uke Waza). Aber auch Hebel, Würfe, Greiftechniken und das Wissen um die verwundbarsten Stellen des menschlichen Körpers (kyusho jitsu), sind Inhalt der Kampfkunst Karate.
Geschichte
Karate entstand etwa um 500 v. Chr. in China. Als im 15. Jahrhundert
auf der Insel Okinawa im südwestlichen Japan das Tragen
von Waffen verboten wurde, wurde der waffenlosen
Art der Selbstverteidigung ein besonderes Interesse
entgegengebracht. Und so wurde im 16. Jahrhundert
diese Kampfkunst auf der Insel Okinawa
weiterentwickelt. Die moderne Form des Karate begründete der aus
Okinawa stammende Gichin Funakoshi, der in Japan in den zwanziger
Jahren des 20. Jahrhunderts für die Verbreitung diesesr Kampfkunst sorgte.
In der Folgezeit verbreitete sich diese Karate auch
in Europa, seit 1957 auch in der Bundesrepublik
Deutschland. Seit 1966 gibt es deutsche Meisterschaften.
Der Dachverband vonKarate in Deutschland ist
der Deutsche Karate-Verband (DKV; gegründet 1976, Sitz in
Gladbeck in Niedersachsen), der internationale Verband ist die
World Karate Federation (WKF; gegründet 1993). Das Heidenheimer Karatedojo
wurde 1963 vom Karatepionier Albrecht Pflüger gegründet.
Leistungsgrade
Eine Trainingshalle für Karate nennt man Dojo, die weiße
Trainingsbekleidung bezeichnet man als
Gi.
In
der Karateausbildung gibt es verschiedene Leistungsgrade,
die durch die Farbe des Gürtels angezeigt werden.
Man unterscheidet Dan-Grad (Meister) und Kyu-Grad (Schüler).
In aufsteigender Reihenfolge sind die Farben der Kyu-Grade weiß, gelb,
orange, grün, blau und braun. Die Farbe der Dan-Grade
ist schwarz.
Die höchsten Stufen sind die Dan-Grade neun und zehn.
9. Kyu 8. Kyu 7. Kyu 6. Kyu
5. - 4. Kyu 3. - 1. Kyu 1. - 10. Dan
1. Dan
Suchender nach
dem Weg
2. Dan
Schüler am
Weganfang
3. Dan
Grad des
anerkannten
Schülers
4. Dan
Grad des
technischen
Experten
5. & 6. Dan
Grade des
Wissens
7. - 10. Dan
Grade der
Reife
Stilrichtung "Shotokan"
(Shoto = Kiefernrauschen; Kan = Halle, Haus). Shotokan gehört zu den
4 großen Schulen in Japan (neben Goju-Ryu, Shito-Ryu
und Wado-Ryu).
Gichin Funakoshi war der Gründer des Shotokan. Seine Schüler wählten
sein Schriftstellerpseudonym "Shoto" für
die Bezeichnung seines Dojo. Er selbst wehrte
sich gegen eine spezielle Bezeichnung seines Stils, da er
Karate stets stilumfassend sah. Bereits sein Lehrer Itosu begann damit,
das traditionelle Karate auf Okinawa (Okinawa-Te) zu
reformieren. Funakoshi setzte diese Arbeit bis
zu seinem Tod fort. Er trug aus den verschiedenen
Stilrichtungen (vorwiegend Shorin- und Shorei-Ryu)
Techniken und Kata zusammen, um sie zu modernisieren und in sein
neues System zu integrieren. Shotokan zeichnet sich
durch hohe Dynamik mit starken und harten Techniken
aus.
&
Der
Shotokan-Stil entwickelte sich und wurde beeinflusst wie viele
andere Stilrichtungen auch von den schon auf Okinawa bestehenden
Stilarten Shorin-Ryu, Shuri-Te und Tomari-Te. Dem Gründer Gichin
Funakoshi ist es zu verdanken, daß das Karate und im Besonderen
die Stilrichtung Shotokan nach den Jahren des zweiten Weltkrieges
eine große weltweite Popularität erreichte. Obwohl Gichin Funakoshi,
wie auch sein Nachfolger Egami Shigeru (Shotokai Karate), sich mit aller
Macht gegen ein wettkampforientiertes Karate wehrten,
konnten sie dieses nicht verhindern. Bekannte
Karate-Meister wie Nishijama, Nakayama etc. setzten
sich mit ihrer Ideologie, ein wettkampforientiertes
Karate zu betreiben, durch. Indem Nakayama die JKA (Japan Karate
Association) gründete, hatte er großen Anteil daran, daß der Shotokan-Stil
(wie er ihn verstand) sich immer stärker in Japan
festigte. Mit der weltweiten Entsendung von
Karate- Meistern wie Kanazawa, Enoeda, Kase,
Shirai, Ochi, etc. konnte sich die JKA und damit die Stilrichtung
Shotokan zu einer der größten Stilarten weltweit entwickeln.
Der Shotokan-Stil zeichnet sich in der Ausführung besonders durch lange
und weite Techniken und Stellungen aus.
Im Shotokan-Stil werden 26 Katas gelehrt.
Gichin Funakoshi war nicht nur einer der bedeutensten Karate-Lehrer,
sondern auch ein in Japan sehr bekannter Gedichteschreiber,
der seine Gedichte und Verse mit dem Pseudonym
"Shoto" (Pinienrausch)
unterschrieb. Aus diesem Namen "Shoto" und dem Namen für Haus
("Kan"), das auch seine Trainingshalle war,
wurde der Begriff "Shotokan" geprägt.
Gichin Funakoshi
Vater
und Gründer des Shotokan ryu, einer modernen Stilrichtung des Karate. Gichin
Funakoshi wurde 1869 auf Okonawa, im Bezirk Yamakawa cho, als einziger Sohn
einer einfachen Samurai-Familie der damaligen
Shizoku-Klasse (privilegierte Klasse) geboren.
Funakoshi war ein Experte im Kampf mit dem okinawanischen
Stock (Kon). 1922 kam Gichin Funakoshi von Okinawa
nach Japan, um die Kampfkunst seiner Heimat
dort vorzustellen. Er Blieb schließlich bis an sein
Lebensende im Inselbereich und widmete sich der Verbreitung
und Anerkennung seiner Kampfkunst. Zeit seines Lebens
verehrte er in tiefer Dankbarkeit Kano, dessen Einladung zur
Demonstration des Karate von seinen Judo-Experten in
Kodokan (Zentraldojo des Judo) zur Anerkennung des Karate in
Japan maßgeblich beigetragen hat.
Eine frühe Kalligrafie Gichin Funakoshis lautet:
"Obertes Ziel in der Kunst Karate ist weder Sieg noch Niederlage, sondern die Vervollkommnung des Charakters des Übenden."
Konsequent verfolgte er sein Leben lang diese Auffassung der Kampfkunst als "Weg"-Lehre: Nicht die sichtbare, äußere Leistung wie im modernen Sport ist das Ziel, sondern der Weg dorthin, der ihn zu lebenslangen Auseinandersetzungen mit seiner eigenen Persöhnlichkeit zwingt und auf diese Weise durch ständiges Bemühen eine innere Entwicklung ermöglicht. Dieses dauernde Überwinden des Ego, das immer danach strebt, sich in den Vordergrund zu drängen, führt schließlich auch zu einer tiefen Bescheidenheit und Güte: "Erfolge" auf diesem Weg sind nicht meßbar und sichtbar; sie stellen sich auch nicht kurzfristig ein, sondern sind das Ergebnis einer inneren Reifung. Sinnspruch für diese Auffassung der "Weg"-Künste ist "DER WEG IST DAS ZIEL".
Dojokun
Die Dojokun sind praktische Anleitungen zur Übung der rechten Haltung. Sie schaffen die Verbindung zwischen der Philosophie des Weges und dem körperlichen technischen Training. Ihre heutige Form geht weitgehend auf den okinawanischen Kampfkunstmeister Sakugawa zurück und leitet dazu an, die Lehre des Weges (do/dao) nicht nur zu verstehen, sondern auch zu leben. Ohne Dojokun ist somit Budo bzw. Karatedo nicht möglich.
Der Überlieferung nach soll die erste Dojokun von Bodhidharma (470 - 543 n.Chr.) aus dem Shaolin-Kloster stammen.